Warum sich ein Balkonkraftwerk mit 600W für jeden Mieter lohnt

Viktor Dite, Autor des Beitrags

Von - Publiziert in Balkonkraftwerk
Dipl. Informatiker und Tech-Blogger seit 2006.


Balkonkraftwerke – der clevere Weg auch für Mieter, eigenen Solarstrom zu erzeugen
Angesichts der steigenden Strompreise suchen viele nach Möglichkeiten, die eigenen Kosten zu senken. Besonders für Mieter scheint das oft schwierig. Doch es gibt eine einfache Lösung, wie auch Mieter aktiv werden und ihre Stromrechnung deutlich reduzieren können: Die Installation eines Balkonkraftwerks.
In diesem ausführlichen Artikel erfährst du, warum sich ein Balkonkraftwerk lohnt und alle Infos, die du für die Entscheidung und Umsetzung brauchst. Von den finanziellen Vorteilen bis hin zur rechtlichen Situation für Mieter und Tipps für die optimale Planung, damit du zukünftig deinen eigenen Solarstrom produzierst.

Balkonkraftwerk auf einem Miethaus

Was sind die Vorteile eines Balkonkraftwerks?

Ein Balkonkraftwerk bietet gegenüber einer großen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach einige entscheidende Vorteile:

  • Geringe Anschaffungskosten: Ein Balkonkraftwerk gibt es bereits ab ca. 500 Euro.
  • Einfache Montage: Die Installation kann selbst gemacht werden und erfordert keine Handwerker.
  • Auch für Mieter geeignet: Ein Balkonkraftwerk kann ohne Erlaubnis des Vermieters angebracht werden.
  • Hoher Eigenverbrauch: Der Strom wird direkt vor Ort genutzt – das senkt die Stromrechnung.
  • Unkomplizierte Inbetriebnahme: Eine aufwendige Genehmigung wie bei größeren Anlagen ist nicht nötig.
  • Flexibel erweiterbar: Die Kapazität lässt sich durch Hinzufügen weiterer Module leicht erhöhen.
  • Problemloser Umzug: Das Balkonkraftwerk kann bei einem Umzug einfach abgebaut und am neuen Wohnort wieder installiert werden.

Kurzum: Ein Balkonkraftwerk ist eine clevere Möglichkeit, um auch als Mieter einfach und günstig Solarstrom zu erzeugen.

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Ein Balkonkraftwerk ist im Grunde eine kleine Solaranlage, die auf Balkon oder Terrasse installiert wird. Üblicherweise besteht es aus ein oder zwei Solarmodulen mit einer Leistung von 300 bis 600 Watt sowie einem Wechselrichter. Dieser wandelt den Gleichstrom der Module in nutzbaren Wechselstrom um.

Der so erzeugte Solarstrom wird direkt vor Ort verbraucht, ein Einspeisen ins öffentliche Netz ist nicht möglich. Überschussstrom geht verloren. Daher ist ein hoher Eigenverbrauchsanteil das Ziel.

Wie funktioniert die Installation eines Balkonkraftwerks?

Im Gegensatz zu einer großen Photovoltaikanlage ist ein Balkonkraftwerk einfach und ohne Genehmigung zu installieren. Die Installation eines Balkonkraftwerks ist in der Regel einfach und kann von Laien ausgeführt werden:

  • Das Solarmodul wird mit einer Halterung am Balkongeländer oder einer anderen geeigneten Stelle montiert
  • Der Wechselrichter wird in der Nähe einer Steckdose platziert
  • Module und Wechselrichter werden mit einem Solarkabel verbunden
  • Anschluss an die Steckdose – fertig!

Lohnt sich ein Balkonkraftwerk überhaupt?

Diese Frage lässt sich eindeutig mit Ja beantworten! Die wesentlichen Vorteile von Balkonkraftwerken im Überblick:

Niedrige Kosten, schnelle Amortisation

Ein Balkonkraftwerk mit 600 Watt Leistung gibt es bereits ab ca. 500 Euro. Bei durchschnittlichen Rahmenbedingungen hat es sich bereits nach 2-3 Jahren amortisiert. Danach produziert es kostenlosen Solarstrom.

Ein Balkonkraftwerk ist damit nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ökonomisch attraktiv. Ein Balkonkraftwerk nutzt saubere Sonnenenergie und macht unabhängiger von steigenden Strompreisen. Wer also behauptet, ein Balkonkraftwerk wäre keine sinnvolle Investition, ist entweder schlecht informiert oder ignoriert die finanziellen Vorteile bewusst.

Mit folgender Beispielrechnung lässt sich die Amortisationsdauer abschätzen:

  1. Anschaffungskosten für ein 600Wp Balkonkraftwerk inkl. Installation: ca. 500 Euro
  2. Jährlicher Ertrag bei guten Bedingungen: bis zu 550 kWh (Ein Jahr Balkonkraftwerk: Fazit)
  3. Stromkostenersparnis bei 35 Cent/kWh: ca. 192 Euro pro Jahr
  4. Amortisationszeit: 500 Euro / 192 Euro = 2,6 Jahre

Für Kauf, Installation und Speicher von Balkonkraftwerken gibt es aktuell Förderungen, die die Amortisation beschleunigen.

Technische Hürden: Meist kleiner als gedacht

Häufig werden technische Hindernisse wie ein fehlender Balkonanschluss oder die Lage der Wohnung als Argument gegen ein Balkonkraftwerk angeführt. Doch moderne Lösungen wie Flachbandkabel für Fensterdurchführungen machen die Installation auch ohne Balkonsteckdose möglich. Und ja, nicht jeder Balkon ist ideal gelegen. Mieter mit einem Balkon zur Nordseite und / oder Verschattung durch Bäume, andere Häuser und Mauern oder Hanglage des Grundstücks haben hier das Nachsehen. Aber das ist kein Grund, die Idee komplett zu verwerfen. Streulichtfähige PV-Module sind in der Lage auch ohne direkter Sonneneinstrahlung nennswerte Leistung zu erzeugen, die in den meisten Fällen fast den gesamten Energiebedarf einer Wohnung decken kann.

Soziale Aspekte: Geringverdiener und Rentner

Ein oft übersehenes Argument für die Installation eines Balkonkraftwerks ist die soziale Komponente. Gerade Menschen mit geringem Einkommen oder einer niedrigen Rente könnten von den gesunkenen Energiekosten profitieren. Die einmalige Investition von 500 Euro amortisiert sich nicht nur schnell, sondern entlastet auch die monatliche Haushaltskasse dauerhaft.

Rechtliche Situation für Mieter

Für Mieter bietet ein Balkonkraftwerk eine großartige Möglichkeit, aktiv zur Energiewende beizutragen und gleichzeitig die Stromkosten zu senken. Ein wichtiger Punkt, der die Entscheidung für ein Balkonkraftwerk maßgeblich beeinflussen kann, ist die rechtliche Situation als Mieter. Dürfen Mieter überhaupt ohne Zustimmung des Vermieters eine solche Anlage installieren? Mieter benötigen für die Installation eines Balkonkraftwerks bis 600 Watt keine Zustimmung des Vermieters.

Die Austellung einer solchen Mini-PV-Anlage ist grundsätzlich erlaubt: das Amtsgericht Stuttgart entschied bereits 2021 zugunsten der Mieter (Aktenzeichen: 37 C 2283/20) (Urteil des AG Stuttgart vom 30.03.2021, Aktenzeichen 37 C 2283/20). Demnach darf ein Vermieter die Installation eines Balkonkraftwerks nicht pauschal verbieten, solange folgende Punkte erfüllt sind:

  • Die Anlage ist baurechtlich zulässig
  • Sie ist fachmännisch installiert
  • Optisch nicht störend
  • Leicht wieder rückbaubar

Laut Gericht fällt die Installation grundsätzlich unter den vertragsgemäßen Gebrauch der Mietwohnung.

So wählst du die optimale Komponenten für dein Balkonkraftwerk

Bei der Auswahl der Komponenten kommt es darauf an, ein optimales Set für deine Bedürfnisse zusammenzustellen.

Solarmodul

  • Leistung 300 bis 600 Watt (Optimale Größe für Balkonkraftwerke)
  • Geeignete Abmessungen für den montierten Platz
  • Hoher Wirkungsgrad empfehlenswert

Wechselrichter

  • Ausgangsleistung passend zum Solarmodul (ca. 20% Reserve)
  • Reiner Sinus-Wechselstrom für hohe Kompatibilität
  • Integrierter DC-Überspannungsschutz

Ich habe bereits zwei Mal das folgende Set verbaut und bin begeistert von der Qualität und der Leistung der All-in-One Sets:

Vergleich zu großen PV-Anlagen

10kWp PV-Anlage auf dem Dach eines Einfamilien-Hauses

Im Vergleich zu großen Photovoltaikanlagen bieten Balkonkraftwerke einige Vorteile. Sie sind einfacher zu installieren, erfordern keine Baugenehmigung und können bei einem Umzug problemlos mitgenommen werden. Zudem sind sie wesentlich günstiger in der Anschaffung und bieten eine schnellere Amortisationszeit.

Hier ein Verglich zwischen meiner großen 10kWp PV-Anlage und einem Balkonkraftwerk für den Juni 2023

PV-Anlage
Produktion: 1430 kWh
Eigenverbrauch: 267 kWh (nur 15% der erzeugten Energie)
Überschuss: 1163 kWh (Einspeisung Vergütung von 8C/kWh)

Balkonkraftwerk 1
Produktion: 120 kWh
Eigenverbrauch: 98 kWh (81% der erzeugten Energie))
Überschuss: 22kWh (Einspeisung ohne Vergütung)

Eine große PV-Anlage erzeugt also einen großen Überschuss, der nicht selbst verbraucht wird. Bei den derzeit üblichen 8C/kWh Vegütung kein gutes Geschäft, wenn man die Überschussenergie nicht selbst speichert.

Balkonkraftwerk mit Speicher oder ohne?

Wir haben in der oberen Rechnung gesehen, dass 80% der erzeugten Energie selbst verbraucht werden. Für den Speicher blieben also nur noch 22 kWh pro Monat übrig. Heruntergerechnet auf den Tag wären es nur 700W am Tag. Davon kann man kein Akku sinnvoll speisen. Aus diesem Grund würde ich ein 600Wp Balkonkraftwerk niemals mit einem Akkus ausstatten. Dieser dient dann nämlich nur als Puffer für Wolkenreiche Tage, ist jedoch vom Verhältnis der Kosten zu Ersparnis definitiv nicht lohnenswert.

Wie groß darf ein Balkonkraftwerk sein ohne Genehmigung

In Deutschland darfst Du aktuell ein Balkonkraftwerk mit eienr Wechselrichter Leistung von bis zu 600Wp ohne einer Genehmigung betreiben

Balkonkraftwerk anmelden

Das Balkonkraftwerk muss beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister angemeldet werden. Das sind aber nur zwei einfache Formulare, die ausgefüllt werden müssen – mehr nicht.

10 wichtige Dinge, die Du aus dem Beitrag mitnehmen solltest

  1. Ökonomisch & Ökologisch: Ein Balkonkraftwerk ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für Deinen Geldbeutel. Es amortisiert sich meist schon nach 2-3 Jahren.
  2. Auch für Mieter: Als Mieter kannst Du ein Balkonkraftwerk ohne Zustimmung des Vermieters installieren, sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind.
  3. Einfache Installation: Die Installation ist wirklich einfach und unkompliziert. Du kannst es sogar selbst machen.
  4. Unabhängigkeit schaffen: Mit einem Balkonkraftwerk machst Du Dich unabhängiger von steigenden Strompreisen und produzierst Deinen eigenen Strom.
  5. Keine Genehmigung nötig: In Deutschland benötigst Du für ein Balkonkraftwerk mit einer Wechselrichterleistung von bis zu 600W keine Genehmigung.
  6. Hoher Eigenverbrauch: Balkonkraftwerke sind darauf ausgelegt, den Strom direkt vor Ort zu verbrauchen. Das führt zu einem hohen Anteil an Eigenverbrauch.
  7. Förderungen & Steuervorteile: Es gibt verschiedene Förderungen und Steuervorteile, die die Anschaffung noch attraktiver machen.
  8. Soziale Aspekte: Gerade Menschen mit geringem Einkommen oder Rentner können von den gesunkenen Energiekosten profitieren.
  9. Technische Flexibilität: Selbst wenn Dein Balkon nicht ideal gelegen ist, können moderne Solarmodule auch bei weniger direkter Sonneneinstrahlung effizient arbeiten.
  10. Anmeldung leicht gemacht: Die Anmeldung beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister ist unkompliziert und schnell erledigt.

Mein Fazit: Warum sich ein Balkonkraftwerk lohnt

Die Installation eines Balkonkraftwerks ist weit mehr als nur ein grünes Statement. Es handelt sich um eine ernsthafte, wirtschaftlich sinnvolle Möglichkeit, den eigenen Energieverbrauch zu decken und langfristig Kosten zu sparen. Gerade für Mieter ist ein Balkonkraftwerk eine clevere Option. Angesichts der rechtlichen Rahmenbedingungen und der technischen Möglichkeiten sollte jeder Mieter diese Option ernsthaft in Betracht ziehen.

Die finanziellen und ökologischen Vorteile eines Balkonkraftwerks überzeugen. Mit einer geschickten Planung, hochwertigen Komponenten und der optimalen Installation lässt sich der größtmögliche Ertrag erzielen. So produzierst du günstigen Solarstrom für deinen Haushalt und tust gleichzeitig etwas Gutes für die Umwelt. Jeder Quadratmeter Fläche sollte genutzt werden.


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