Generation Web2.0 (Teil 1)

mit freundlicher Genehmigung von ritsch-renn.com …oder wie die computervermittelte Kommunikation im Zeitalter des Web 2.0 das Private immer mehr ins Öffentliche stellt. Im 18. Jahrhundert definierte man ein zivilisiertes Gespräch als eine Situation, in der die privaten Belange und die persönlichen Lebensumstände nicht thematisiert wurden. Diese Konvention erlaubte eine uneingeschränkte Geselligkeit, die kleine hässliche Geheimnisse verborgen hielt und niemanden mit diesen belästigte. Rang und Staatsunterschiede waren damit zeitweilig ausser Kraft gesetzt um den freien Gesprächsfluss nicht zu hemmen. Solche Umgangsformen schufen eine gewisse öffentliche Distanz, die Privates vom Öffentlichen strikt trennten. Mitte des 19. Jahrhunderts transformierten die kommunikativen Bedürfnisse des Menschen. Cafes, Straßen und öffentliche Plätze mutierten zu Orten öffentlich zur Schau gestellter Privatheit. Menschen saßen schweigend oder lesend, versunken in ihre Gedanken und waren wie durch unsichtbare Mauern voneinander getrennt. Der zuvor so interagierende Mensch verwandelte sich in einen bloßen Zuschauer, der hinter seinem Schweigen geschützt das öffentliche Leben beobachtete. „Wenn wir nur eine halbe Chance sehen, stopfen wir in einem Café den Sitz neben uns mit Regenmänteln und Regenschirmen voll, starren im Wartezimmer des Arztes unablässig auf Plakate zum Thema Masern … Alles, nur nicht zu einer Begegnung einladen; alles nur um nicht verwickelt zu werden. […] Die … Weiterlesen →