Bilder KI vs. digitale Kunst: Parallelen zu historischen Technologieumbrüchen

Viktor Dite, Autor des Beitrags

Von - Publiziert in KI
Dipl. Informatiker und Tech-Blogger seit 2006.


Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz stellen viele die Frage, ob bildgenerierende KI-Systeme wie Midjourney eine Bedrohung für die digitale Kunst darstellen. Um diese Frage zu beantworten, ist es hilfreich, sie im historischen Kontext zu betrachten und Parallelen zu anderen disruptiven Technologien wie der Fotografie, dem Buchdruck, der Veränderung in der Musikindustrie und dem Aufkommen von Streaming-Plattformen wie Netflix zu ziehen.

BildKI und digitale Kunst: Parallelen zu historischen Technologieumbrüchen

Fluch oder Segen

Künstliche Intelligenz (KI) wird oft als Fluch und Segen zugleich betrachtet. Mit ihrer zunehmenden Fähigkeit, kreative Prozesse zu automatisieren, stößt sie bei einigen Berufsgruppen auf heftigen Widerstand, während andere sie begrüßen. Interessanterweise scheint KI in der Kunstszene mehr Aufregung zu verursachen als in der Schriftstellerwelt. Aber warum ist das so?

Künstler sehen in KI eine Gefahr


Ein Blick auf die Künstlerwelt offenbart eine gewisse Angst und Wut. KIs wie die Midjourney AI kann Stile kopieren und remixen, was bei Künstlern Ängste hinsichtlich Urheberrechtsverletzungen und Marktverdrängung auslöst. Außerdem kann die breite Öffentlichkeit oft nicht genau zwischen menschengemachter und KI-generierter Kunst unterscheiden, was den Druck auf Künstler erhöht.

Schriftsteller begrüßen die KI

Schriftsteller begrüßen die KI
Im Gegensatz dazu scheinen Schriftsteller weniger bedroht zu sein. Sprache ist ein präzises Medium, bei dem kleinste Fehler erhebliche Auswirkungen auf das Verständnis und die Akzeptanz eines Textes haben können. Daher fällt es KIs wie chatGPT schwerer, einen bestimmten Schreibstil überzeugend zu replizieren. Außerdem ist das Schreiben weniger stark auf den Stil fokussiert als die visuelle Kunst, was es für KI schwieriger macht, einen individuellen Schreibstil nachzuahmen.

KI ist nur ein Werkzeug

KI ist weder gut noch schlecht. Sie ist einfach ein Werkzeug, und es liegt an uns, wie wir sie nutzen. Während die einen sie als Bedrohung sehen, sehen die anderen sie als Chance.

Vergleich zur Erfindung der Fotografie

Die nächsten Parallelen können wir zur Fotografie ziehen und uns die Frage stellen: Hat die Fotografie die Malerei zerstört, als sie aufkam?

Photographer vs painter

Die Antwort ist ein klares Nein. Die Erfindung der Fotografie führte zu einer grundlegenden Veränderung in der Malerei. Realismus wurde durch die Fotografie überflüssig, wodurch sich Künstler kreativeren und abstrakteren Themen zuwendeten. Ähnlich müssen sich digitale Künstler anpassen und ihre kreativen Horizonte erweitern, um sich von bildgenerierenden KIs abzuheben.

In ähnlicher Weise müssen sich auch digitale Künstler heute an die neuen Gegebenheiten anpassen.

Bildgenerierende KI sind eine Chance

BildKI mag zwar auf den ersten Blick als Bedrohung erscheinen, jedoch hat jeder, der sich näher mit dieser Technologie befasst, festgestellt, dass es sehr schwierig ist, ein bestimmtes Bild zu generieren. Zufall spielt dabei eine große Rolle, und Aufträge mit spezifischen Vorgaben können mit Bild-KIs heute noch nicht erfüllt werden.

Daher sollten digitale Künstler diese Entwicklung als Chance sehen, ihre Kreativität in neue Bereiche voranzutreiben. Statt sich auf die einfache Reproduktion von Bildern zu konzentrieren, können sie nun in abstraktere und innovativere Richtungen denken und so eine eigene künstlerische Handschrift entwickeln.

Bildgenerierende KI sind eine Inspirationsquelle

Zudem kann die bildgenerierende KI als Inspirationsquelle und Werkzeug dienen, um neue Ideen zu entwickeln und zu visualisieren. Diese Technologie bietet eine beispiellose Vielfalt an Möglichkeiten, um neue und faszinierende Kunstwerke zu schaffen.

Es liegt also an den digitalen Künstlern selbst, die bildgenerierende KI als Chance zu nutzen, um ihre Fähigkeiten und Kreativität weiterzuentwickeln. Die digitale Kunst wird nicht durch die KI zerstört, sondern sie wird sich verändern und neue Ausdrucksformen hervorbringen.

Parallelen zu anderen disruptiven Technologien

Die Vergangenheit zeigt uns viele Beispiele von disruptiven Technologien, bei denen immer nur die gewonnen haben, die sich der Entwicklung angepasst haben und nicht versucht haben sie zu ersticken. Hier ein paar weitere markante Beispiele:

CD-Vermarktung vs. digitales Streaming

Die Musikindustrie hat durch den Wandel von physischen CDs zu digitalen Vertriebsplattformen wie iTunes und Spotify eine grundlegende Veränderung erfahren. Musiker und Plattenlabels mussten sich anpassen, um in dieser neuen Landschaft erfolgreich zu sein. Die bildgenerierende KI bietet digitale Künstler ähnliche Chancen, indem sie neue kreative Wege aufzeigt.

Kino vs. Netflix

Mit dem Aufkommen von Streaming-Plattformen wie Netflix hat die Filmindustrie einen radikalen Wandel erfahren. Während viele Kinos tatsächlich Schwierigkeiten hatten, ihr Geschäft aufrechtzuerhalten und sogar schließen mussten, sind Filmemacher weiterhin in der Lage, ihre Werke zu produzieren und dafür bezahlt zu werden. Anstatt auf der großen Leinwand präsentiert zu werden, werden ihre Filme nun hauptsächlich auf Streaming-Plattformen konsumiert. Dies zeigt, dass die grundlegende Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Filmen weiterhin besteht, auch wenn sich das Medium, über das sie verbreitet werden, geändert hat. In ähnlicher Weise können digitale Künstler die bildgenerierende KI nutzen, um ihren kreativen Horizont zu erweitern und ihre Kunstwerke auf neuen Wegen zu präsentieren.

Buchdruck

Die Erfindung des Buchdrucks führte zu einer tiefgreifenden Veränderung in der Verbreitung von Wissen und Ideen. Bevor es Bücher gab, war es für Autoren, Philosophen und Gelehrte üblich, von Ort zu Ort zu reisen, um ihre Gedanken persönlich zu präsentieren und dafür bezahlt zu werden. Die Möglichkeit, ihre Ideen und Gedanken in Buchform zu veröffentlichen, ermöglichte es ihnen, ihre Werke einer größeren Masse zugänglich zu machen und somit ihre Reichweite und ihren Einfluss zu erhöhen. Durch den Verkauf ihrer Bücher konnten sie oftmals höhere Einnahmen erzielen, als es durch persönliche Auftritte möglich gewesen wäre.

Heute kann jeder dank Selfpublishing und KDP sein Wissen in Buchform weitergeben und muss nicht mehr dafür das Handwerk des Buchdrucks erlernen.

Weniger Barrieren für das kreative Potenzial der Gesellschaft

Ähnlich wie bei den Bild-KIs! Es gibt so viele kreative Menschen, die bisher nicht in der Lage waren, ihre Ideen aufgrund fehlender handwerklicher Fähigkeiten auszudrücken. Mit Bild-KIs wird dies nun einfacher möglich, wodurch sich das kreative Potenzial der Gesellschaft erweitert und jeder ganz einfach seine kreativen Schöpfungen Gestalt verleihen kann.

In all diesen Beispielen mussten sich betroffene Branchen und Künstler anpassen und neue Möglichkeiten finden, um in der veränderten Landschaft erfolgreich zu sein. Ähnlich wie bei der Fotografie, der Musikindustrie, dem Aufkommen von Streaming-Plattformen und dem Buchdruck sollten digitale Künstler die bildgenerierende KI als Chance begreifen, um sich weiterzuentwickeln und ihren kreativen Horizont zu erweitern.

Fazit:

BildKI ist keine Bedrohung für die digitale Kunst, sondern eine Chance für Künstler, sich weiterzuentwickeln und ihre kreativen Horizonte zu erweitern. Wie bei jeder Technologie liegt es an den Menschen, sie verantwortungsvoll und kreativ zu nutzen. So kann die digitale Kunstszene weiterhin florieren und uns mit beeindruckenden neuen Werken bereichern.

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